Der Jemen-Konflikt verständlich erklärt

<h3> Der Jemen-Konflikt verständlich erklärt (auch für dich)</h3> Bevor ihr euch entschließt, diesen Artikel zu lesen, habt ihr eine wichtige Frage. Und das ist euer gutes Recht: <div class=dialog> [[♦ Warum zur Hölle soll mich der Krieg im Jemen interessieren?|Einleitung]] </div>

<h3>Warum zur Hölle soll mich der Krieg im Jemen interessieren?</h3> Ich könnte euch jene Antwort geben, die viele englischsprachige und deutsche Medien geben. Sie sagen: Dieser Konflikt ist ein Stellvertreterkrieg zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien. Also zwischen den beiden Mächten, die unterschiedlichen Strömungen des Islam anhängen und den Nahen Osten dauerhaft in ihrem jeweiligen Sinne verändern wollen. Der Nahe Osten ist ein Nachbar Europas. Also muss man sich darüber informieren. Das wäre eine sehr gute Antwort, wenn sie so pauschal stimmen würde. Aber bisher spricht vieles dafür, dass kein Stellvertreterkrieg stattfindet und Jemen kein weiteres Kapitel in der Großerzählung vom iranisch-saudischen Machtkampf ist. Warum euch der Krieg im Jemen wirklich interessieren sollte, kann ich erst später verraten. Vorher müssen wir noch ein paar andere Fragen klären. <div class=dialog> [[♦ Es ist mir fast unangenehm zu fragen, aber was ist nochmal passiert?|Was ist nochmal passiert?]] [[♦ Sag mal, heißt das nicht eigentlich „der Jemen“?|Name]] @@.next;\ [[♦ Welche Gruppen muss ich kennen, um zu verstehen, was gerade in Jemen passiert?|Gruppen]] @@\ </div>

<h3><<print passage()>></h3> Am 26. März begann Saudi-Arabien, Luftangriffe auf Ziele im Jemen zu fliegen. <<display "Basics-Dialog">>

<h3><<print passage()>></h3> Jemen liegt am Südrand der arabischen Halbinsel und hat drei Nachbarn: Oman, Saudi-Arabien und das Meer, genauer gesagt den Golf von Aden. Oman ist ein spektakulär schönes Land, aber nicht weiter von Bedeutung für diesen Artikel. Saudi-Arabien ist der wichtigste Verbündete der USA in der Region und betrachtet Jemen als seinen Hinterhof. Im Golf von Aden schwimmen mehrere Dutzend Kriegsschiffe aus der ganzen Welt, auch aus Deutschland. Sie haben den Auftrag, dort Piraten zu jagen. Außerdem müssen jene Schiffe, die durch den Suez-Kanal nach Europa fahren wollen, Jemen passieren. <<display Basics-Dialog>>

<h3>Entführungen im Jemen</h3> Genau. Das Land tauchte bisher fast nur in den Nachrichten auf, weil dort jemand entführt wurde. Es gibt so oft Entführungen, dass Nachrichtenseiten schon entsprechende Themenseiten eingerichtet haben. Zuletzt traf es eine Französin. Viele verschiedene Gruppen im Land verdienen so ihr Geld. <<display Basics-Dialog>>

<h3>Sag mal, heißt das nicht eigentlich „der Jemen“?</h3> Kann man sagen, muss man aber nicht. Der Duden lässt beides zu, wie übrigens auch bei (dem) Iran und (dem) Oman. <div class=dialog> @@.back;\ [[♦ Got it|Einleitung]] @@ </div>

Rico Grimm

#hmm

(auch für dich)

Wie immer im Nahen Osten ist die Liste der Akteure noch viel länger, aber diese sechs sind die wichtigsten. @@.back;\ [[♦ Okay|Gruppen]] @@\

<h3>Welche Gruppen muss ich kennen?</h3> Wichtig sind im Moment die so genannten Huthis. Sie sind eine Volksgruppe, die im Norden Jemens beheimatet ist und in den vergangenen Jahren mit Vehemenz gegen die Regierung von Abed Rabbo Mansur Hadi vorging. Im vergangenen Herbst gelang es den Huthis Hadi zu stürzen und die Macht in der Hauptstadt Sanaa zu übernehmen. Hadi wurde in den Jahren zuvor von Saudi-Arabien unterstützt. Die Huthis demütigten die hochgerüstete Saudi-Armee in mehreren kleinen Kriegen, nach denen saudische Medien begannen, Iran zu beschuldigen, die Huthis mit Waffen und Geld zu versorgen. In Jemen agiert aber auch ein Ableger von Al-Qaida, er soll mehrere Ortschaften kontrollieren und gilt als besonders radikal und gewaltbereit. Die USA fliegen seit Jahren Drohnenangriffe auf deren Angehörige. <div class="dialog"> [[♦ Huthis, Hadi, Saudi-Arabien, Iran, Al-Qaida und USA. Sonst noch wer?|Alle?]] [[♦ Entführungen, Al-Qaida, Krieg - das hört sich nicht gut an.|Aber]] @@.next;\ [[♦ Nun denn. Warum hat Saudi-Arabien Jemen angegriffen?|Angriff]] @@\ </div>

<div class=dialog> [[♦ Okay, das ist mir unangenehm: Wo liegt Jemen?|Wo liegt Jemen?]] [[♦ Ich habe gerade überlegt, warum ich Jemen kenne: Wegen der Entführungen.|Entführungen]] @@.back;\ [[♦ Ah, richtig|Einleitung]] @@\ </div>

<h3>Entführungen, Al-Qaida, Krieg - das hört sich nicht gut an.</h3> Ja, Jemen ist ein gescheiterter Staat. Aber auch ein wunderschönes Land. [img[https://c2.staticflickr.com/4/3891/14701715903_d8a81c73fc_b.jpg]] @@.back;\ [[♦ Wow|Gruppen]] @@\

<h3>Warum hat Saudi-Arabien Jemen angegriffen?</h3> Die Luftangriffe begannen am 26. März. Neben den Saudis haben sich formell auch noch andere arabische Staaten zu dieser “Operation Entscheidender Sturm” bekannt. Ob und wie genau sie sich an den Luftangriffen beteiligen, ist nicht klar. Sicher ist, dass sich kürzlich die Türkei und der traditionell enge Partner Pakistan von der Aktion distanziert haben. Bisher haben die Saudis noch keine Bodentruppen entsandt, sie greifen die Stellungen der Huthis nur mit Artillerie und Kampffliegern an. Das Ziel ist, den Vormarsch der Huthis auf die Küstenstadt Aden zu stoppen und die “rechtmäßige Regierung” wieder einzusetzen. In Aden hatte sich der ehemalige Präsident Jemens aufgehalten, außerdem liegt ganz in der Nähe eine US-Drohnenbasis, die die Vereinigten Staaten inzwischen geräumt und die Huthis übernommen haben. Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und den Huthis ist Jahrzehnte alt. In den 1990er Jahren begannen die Huthis damit, ihre religiöse Identität zu stärken und gewannen schnell Zulauf für ihre “Gläubige Jugend”. Sie gerieten damit in Konflikt mit den salafistischen Predigern, die Saudi-Arabien in das Land geschickt hatte, und als sie die separatistische sozialistische Partei unterstützten, zogen sie auch den Zorn des damals regierenden Präsidenten Ali Abdullah Saleh auf sich. Gemeinsam kämpften Saudi-Arabien und dieser Präsident mehrmals gegen die Huthis, verloren aber. Diese Feldzüge gingen als Sadaa-Kriege in die Geschichtsbücher ein. Während des Arabischen Frühlings trat Präsident Saleh zurück. Ihm folgte der uns schon bekannte Hadi, den die Huthis beschuldigten, sie nicht ausreichend an der Regierung zu beteiligen. Zudem wollten sie, dass Benzin-Subventionen wieder eingeführt werden, die Hadi zuvor abgeschafft hatte. Beide Bedingungen erfüllte Hadi nicht. Die Huthis nahmen nach kurzem Kampf mit loyalen Regierungstruppen die Hauptstadt Sanaa ein und stürzten die Regierung. Dann griffen die Saudis an. <div class=display> [[♦ Keine Bodentruppen, aber Artillerie. Ist das nicht ein Widerspruch? (© Ulrich Stelzer)|Artillerie]] [[♦ Du hast bei deinen Erklärungen den Iran vergessen!|Iran]] </div>

Als 2009 die Huthi-Rebellen mehrere militärische Siege gegen die jemenitisch-saudischen Armeen erzielten, tauchten zunehmend Anschuldigungen gegen den Iran auf. Eine saudische Zeitung behauptete, die iranischen Revolutionsgarden würden die Huthis beraten. Der Verteidigungsminister sagte, dass es “nicht möglich sei, dass die Huthis die Waffen, mit denen sie uns bekämpfen, selbst beschafft haben”. Bemerkenswerterweise telegraphierte die US-Botschaft in Sanaa zur gleichen Zeit diesen langen, aber aufschlussreichen Satz nach Washington: @@.quote;\ Die fortgesetzte direkte saudische Einmischung im Sadaa-Krieg [zwischen Huthis und der jemenitischen Regierung], die die Ausweitung der regionalen und sektiererischen Dimensionen des Konflikts ermöglicht, scheint auch andere Sunni-Nachbarn zu ermutigen, materielle Unterstützung für die schlecht durchdachte Operation von Präsident Salih zu leisten, der die Huthi-Rebellion nur mit militärischen Mitteln niederschlagen will. @@\ Über die vermeintliche Einmischung des Iran schrieben sie: @@.quote;\ Ob die Huthis das Instrument sind, das Iran gewählt hat, um einen Brückenkopf auf der Arabischen Halbinsel zu errichten, bleibt unklar; allerdings zwingt uns der Fakt, dass nach fünf Jahren des Konflikts noch immer keine überzeugenden Beweise für diese Verbindung aufgetaucht sind, zu Skepsis gegenüber diesen Anschuldigungen. @@\ Die US-Diplomaten vor Ort sahen im saudischen Vorgehen die größte Gefahr und eine iranische Verbindung als nicht gegeben. Das war 2009. Vor kurzem sagte US-Außenminister John Kerry: “Es gibt offensichtlich Lieferungen, die aus dem Iran kamen.“

<h3>Keine Bodentruppen, aber Artillerie. Ist das nicht ein Widerspruch?</h3> Nein. Da wird von der saudischen Grenze rüber gefeuert. @@.back;\ [[♦ Ah ... ja|Angriff]] @@\

<<if visited("Einleitung")>> [[Einleitung]] <</if>> <<if visited("Gruppen")>> [[Akteure|Gruppen]] <</if>> <<if visited("Angriff")>> [[Angriff]] <</if>> <<if visited("Iran")>> [[Iran]] <</if>>