<hr><center>**Ein unerwarteter Tod**<br>(C) Alexander Klimon 2018<br>[email protected]</center><hr>
In der Nacht, in der Dunkelheit sind sie gekommen... Grob rissen dich ihre Hände aus dem Schlaf, packten dich und zerrten dich an Deck. Der Vollmond ließ ihre Gestalten gespenstisch hell aufleuchten, und McEmertys Zähne funkelten silbern, als er hämisch lachte. "Seht ihn euch an, das Großmaul", zischte er. "Der hat uns lange genug Scherereien gemacht. Soll er jetzt den Haien erzählen, dass er glaubt, wir dürfen uns die Finger nicht mehr länger schmutzig machen!" Er brachte seine gebrochene Nase unter einem Paar eisblauer Augen immer näher an deine, um dir triumphierend in die Augen zu starren, während die anderen dich festhielten.
Sweeney meldete sich zögerlich zu Wort. Armer Sweeney, immer zur Stelle, wenns darum ging, sich nützlich zu machen, sich vielleicht etwas an Beliebtheit zu erarbeiten... "Sollten wir vielleicht nicht vorher mit dem Käpt'n reden, ich meine, er wird bestimmt fragen..."
"Bist du ein Pirat, Sweeney, oder eine Maus?!", brauste McEmerty auf und ballte eine Hand zur Faust. "Der Kerl ist das Wasser nicht wert, dass er uns aus den Fässern säuft. Wiegelt nur die halbe Mannschaft auf mit seinem Gerede von Anstand und Rechtschaffenheit... Er muss weg, das sage ich dir, mit seiner Teufelszunge, die unsere Leute verführt!"
Also war es beschlossen. Dir wurden die Augen verbunden und hastig stießen sie dich in eines der Beiboote. Du spürst, wie gerudert wird, aber nur kurz, dann läuft das Boot auf Grund. Feiner Sand knirscht unter deinen Händen und Füßen, als du unsanft hochgezerrt und auf einen Strand gestoßen wirst. Die kühle Nachtluft umfängt dich... "So, hier kannst du den Haien predigen!", hörst du McEmerty kreischen, als er dir die Augenbinde vom Kopf reißt. Das letzte, das du siehst, ist seine Faust, die auf dein Gesicht zurast...
[[Weiter|Strand]]
(Enchant: ?page, (text-colour: white) + (background: navy))
(If: $Start is 1) [Blinzelnd erwachst du im grellen Sonnenlicht. Dein Schädel dröhnt. Du musst die restliche Nacht durch geschlafen haben nach dem Schlag, den McEmerty dir verpasst hat... Du liegst auf dem Rücken, und über dir siehst du nur den tiefblauen Himmel, von dem die Sonne erbarmungslos auf dich niederbrennt. Nachdem du dich in eine sitzende Position aufgerappelt hast, blickst du um dich. Vor dir liegt nur das Meer, so weit das Auge reicht... Das Meer, jener endlose Spiegel der Sehnsucht, der dir die ewige Freiheit verspricht, aber dich jeden Moment in sein glitzerndes Verlies des Todes hinabreißen kann... Was hat dir das Meer nicht alles versprochen, und was hat es dir dann letztendlich gegeben? Du schüttelst den Kopf und stehst auf. (Set: $Start to 0) ]
Du stehst auf einem feinkörnigen Sandstrand, der unter der Sonne stechend glitzert und glänzt, als wäre er eine feurige Verheißung, eine lodernde Fata Morgana. Im Westen rauscht das Meer und leckt hungrig an der Insel. Im Norden und im Osten erhebt sich der Urwald als dunkle, grüne Wand aus Blättern, Zweigen und zischenden, zirpenden Tierlauten, als wäre er selbst ein atmendes, lebendiges Lebewesen. Im Süden zieht sich der Strand weiter in die Länge.
[[Gehe nach Norden|Brunnen]]
[[Gehe nach Osten|Friedhof]]
[[Gehe nach Süden|Kapelle]]
(Set: $Start to 1)
(Set: $Schatten1 to 2)
(Set: $Schatten2 to 1)
Ein Trampelpfad führt durch das Dickicht zu einer von Menschenhand angelegten Lichtung. In ihrer Mitte steht ein von Moos bewachsener steinerer |Brunnen>[Brunnen] mit einer hölzernen Winde darauf. Ruhig steht der Brunnen da, vom darüber hinweg kreiselnden Sonnenlicht geküsst, als wäre er schon immer hier gewesen, als wäre er ein Teil des um ihn herum wogenden Urwaldes. Du glaubst kaum, was du siehst!
(If: $Schatten1 is 0)[(if: $Schatten2 is 1)[Plötzlich hörst du hinter dir ein lautes Knacken aus dem Urwald. Du wirbelst herum. Sehen kannst du nichts, als du angespannt in die flirrende Dunkelheit des Gebüschs starrst, aber dich überkommt das mulmige Gefühl, beobachtet zu werden. Deine Nackenhaare stellen sich auf, und unwillkürlich reibst du dir mit der Hand den Unterarm. Bist du auf der Insel wirklich allein? (Set: $Schatten2 to 0)]]
(Click: ?Brunnen)[Du betästigst die Winde und ziehst einen Kübel voll Wasser hoch. Es ist Süßwasser! Gierig stillst du deinen Durst.]
[[Gehe nach Süden|Strand]]Ein leicht zu erkennender Trampelpfad führt durch das dichte Dickicht. Er endet an einer von Menschenhand freigelegten Lichtung im Urwald. Hell flattert der Sonnenschein durch die Blätter und Ranken über dir auf eine Ansammlung von |Kreuze>[Kreuzen], die in der Mitte der Lichtung stehen.
(Click: ?Kreuze)[Du gehst zwischen den Kreuzen umher und kniest schließlich vor einem nieder, mit der Hand über das leicht verwitterte Holz fahrend. Nur vereinzelt sind Namen in die Kreuze eingeritzt, ansonsten tragen sie nur Beschriftungen wie 'Junger Mann, angespühlt am...' oder 'Frau, auf einem Baumstamm angespühlt am...'. Nachdenklich wandert dein Blick von einem Grab zum anderen. Irgendjemand hat diese Menschen dem Meer entrissen, und versucht, sie nicht der Vergessenheit zu überlassen. Und jetzt liegen sie hier, und träumen den ewigen Traum inmitten des vor Leben flirrenden Urwaldes. Wer vermisst sie? Wer denkt des Abends sehnsüchtig an sie, und erinnert sich?
(If: $Schatten1 is 0)[(if: $Schatten2 is 0)[Als du dich aufrichtest, hörst du wieder hinter dir ein lautes Knacken, als trete jemand auf einen Ast. Wieder wirbelst du herum, und diesmal bist du schnell genug. Ein Frau steht hinter dir. Groß ist sie, groß wie ein Mann, und von kräftiger Statur. Unter einem grauen Umhang kannst du Lederstiefel mit hohen Stulpen, eine einfache, wollene Hose und eine helle Bluse erkennen. Eindringlich starrt die Frau dich mit ihren unheimlichen Augen an, die in dem breiten Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem kräftigen, schönen Mund glitzern wie ein geborstener Spiegel. Die Frau hält die Arme vor der Brust verschränkt und schüttelt leicht den Kopf, sodass ihr dunkelblondes langes Haar von den Schultern fällt. "Nun ist es also soweit", sagt sie mit einer tiefen, samtigweichen Stimme, die klingt, als würde ein Schwarm Krähen sich flatternd in die Luft erheben.
|Wer>["Wer bist du?"]
|Wo>["Wo ist der Einsiedler? Was hast du mit ihm gemacht?"]
[[Starre die Frau an.|Ende]]
(Click: ?Wer)[Die Frau lächelt hintersinnig. "Wer sollte dir hier erscheinen, wer, außer - der Tod!"]
(Click: ?Wo)[Die Frau schüttelt den Kopf. "Er ging eines Tages von hier fort. Ich habe ihn seitdem nicht getroffen."]
]]]
[[Gehe nach Westen|Strand]]
(If: $Schatten1 is 1)[Als du aus der Kapelle in das Sonnenlicht trittst, ist dir, als würde ein Schatten rechts von dir vorbeihuschen. Du wirbelst herum, aber da ist nichts außer dem finsteren Dickicht der Bäume. Plötzlich musst du schwer schlucken. Ist sonst noch jemand oder etwas auf dieser Insel außer dir? Das Meer rauscht bedrohlich laut in deinen Ohren. Du schüttelst den Kopf, um die Beklemmung abzustreifen. (Set: $Schatten1 to 0)]
Der Strand zieht sich um die Insel herum wie ein goldenes Band. Er endet an einem kleinen steinernen Gebäude mit einem spitzen, schindelbedecktem Dach, das den Weg versperrt. Wie ein Mahnmal hebt es sich von dem gleißend blauen Himmel und dem undurchdringlichen Urwald ab, als würde es dir etwas sagen wollen. Ein kleiner Torbogen führt in sein Inneres.
[[Gehe nach Norden|Innen]]
[[Gehe nach Süden|Strand]]Ein runde Fensteröffnung mit einem Gitter davor lässt die Sonne herein, die sich gebrochen über einen großen steinernen Block ergießt. Auf dem Steinblock liegt ein |Buch>[Buch], aufgeschlagen, vielleicht vom Wind, der seine Zeilen nun wispernd liest und die Blätter und den Sand hereingetragen hat, die den Boden bedecken und bei jedem deiner Schritte rascheln und knirschen. Eine schmale hölzerne |Bank>[Bank] steht vor dem Altar und wartet auf die Besucher der Kapelle.
(Click: ?Buch) [Langsam gehst du zum Altar und blätterst in den vor Alter knisternden Seiten. Es handelt sich um eine Art Tagebuch, geschrieben von einem Mann, der auf dieser Insel anscheinend als Einsiedler lebte. Nachdenklich blickst du durch das Fenster. Warum ist er nicht mehr hier? Hat er Gott gefunden? Kannst auch du hier ein neues Leben finden?]
(Click: ?Bank) [Die Bank ächzt vernehmlich, als du dich auf ihr niederlässt. Du blickst aus dem Fenster auf den dahinter raschelnden und brausenden Urwald, und deine Gedanken beginnen zu wandern... Eigentlich warst du nur einer der vielen Reisenden, die in den südlichen Kolonien ein neues Leben als Bauer beginnen wollten. Dann wurde euer Schiff von Piraten angegriffen. Du warst dankbar, dass du überlebt hast, aber das bedeutete, dass du dich den Piraten anschließen musstest... Zunächst wähntest du dich in der echten Freiheit, hast gelebt wie im Rausch... Aber dann wurde dir vieles klar. Warum musste dieses Leben auf Kosten derer stattfinden, die ihr überfallen habt? Warum konntest du dich nicht auf ehrliche Weise selbst ernähren? Was war das für ein Leben, in dem die einzige Sicherheit war, dass jeder Tag der letzte sein konnte? Seufzend erhebst du dich von der Gebetsbank. Wenn es doch nur die Chance auf einen Neuanfang gäbe! ]
[[Gehe nach Süden|Kapelle]]
(If: $Schatten1 is 2)[(Set: $Schatten1 to 1)]Du atmest schwer, und die Brust wird dir eng. "Nun gut", sagst du mit belegter Stimme, "dann bringen wir es also hinter uns."
Die Frau lächelt, und diesmal ist das Lächeln ehrlich und freundlich. Sie kommt näher und berührt dich leicht am Arm. Du riechst Zimt und ihre Hand ist warm und angenehm auf deiner Haut. "Es ist bereits passiert", sagt sie leise. Ein Vogel beginnt im Urwald plötzlich laut und eindringlich zu singen, als würde er jubilieren. Du starrst die Frau verblüfft an.
"Was, das ist es? Es ist so... einfach?" Die Frau nickt nur freundlich. "Es gibt verschiedene Arten zu Sterben", meint sie. "Du willst ein neues Leben beginnen, das alte aufgeben. Also musst du sterben, um wieder aufzuerstehen. Ein Schiff wird bald vorbeiziehen, ein Handelsschiff. Mache auf dich aufmerksam. Es kann dich mitnehmen, und du kannst woanders ein neues Leben beginnen, ja, dir sogar einen neuen Namen zulegen..." Du starrst die Frau nur verblüfft an.
"Wie... wie kann ich dir danken?" Nun lacht die Frau verschmitzt, wendet sich ab und macht einige Schritte auf den Urwald zu. Noch einmal blickt sie lächelnd über die Schulter. "Freue dich, dass du gestorben bist!"
Sie sprichts und verschwindet im Wald.
<center><hr>**Ende**<br>Ein unerwarteter Tod<hr></center>